Sieben Gründe, warum mehr weibliche Führungskräfte ein positiver Schritt für das Klima wären

Ursprünglich bestand das Organisationskomitee des Weltklimagipfels COP29 ausschließlich aus Männern. Daraufhin erklärte die Kampagnengruppe She Changes Climate, dass „der Klimawandel die ganze Welt betrifft, nicht nur die Hälfte“. Daraufhin kam es zu Gegenreaktionen und seitdem wurden Frauen in das Komitee aufgenommen, um die Vertretung innerhalb des Komitees zu erhöhen.

Ein Ausschuss mit ausgewogener Zusammensetzung der Geschlechter ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit und Repräsentation, sondern auch eine strategische Entscheidung. Die Bewältigung der komplexen globalen Herausforderung des Klimawandels erfordert unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen. Weibliche Führungskräfte können unterschiedliche Qualitäten einbringen.

1. Sorge für die Natur

Wenn sich die Politiker um den Planeten sorgen, wird sich das auch in ihrer Klimapolitik widerspiegeln. Daten zeigen, dass Frauen sich als Bürgerinnen eher um Natur und Umwelt kümmern als Männer und eher Verantwortung für Maßnahmen übernehmen, die den Klimawandel beeinflussen können.

Laut dieser European Social Survey ist der Anteil der Frauen, die der Meinung sind, dass es wichtig ist, Natur und Umwelt zu schützen, in allen europäischen Ländern höher als der Anteil der Männer. Der Unterschied ist nicht groß und reicht von 7 % in Österreich bis 0,3 % in Frankreich, aber das Muster ist in allen Ländern einheitlich.

Auf die Frage, ob sie sich persönlich für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen verantwortlich fühlen, stimmten 52 % der Frauen dieser Aussage zu, verglichen mit 48 % der Männer. Mehr als 63 % der Frauen stimmten zu, dass die Einschränkung ihres Energieverbrauchs die Treibhausgasemissionen reduzierte, verglichen mit nur 36 % der Männer.

2. Der Wunsch, etwas zu unternehmen

Als sie das Amt der Premierministerin von Neuseeland und Finnland antraten, erklärten Jacinda Ardern und Sanna Marin beide den Klimawandel als einen Notfall und kündigten Maßnahmen für ihr Land an, die die weltweiten Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels beeinflussten.

Laut Daten der Comparative Candidate Survey sind sich Politikerinnen stärker als Männer einig, dass Umweltschutzmaßnahmen erforderlich sind. Unter den Politikern, die bei den nationalen Parlamentswahlen kandidierten, waren 83 % der Frauen der Meinung, dass strengere Maßnahmen zum Umweltschutz ergriffen werden sollten, im Vergleich zu 75 % der Männer.

Meine eigenen Untersuchungen zeigen, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen erheblich ist, selbst wenn wir individuelle Merkmale wie Alter, Weltanschauung, Bildung, Religion, Beruf und Kinderzahl berücksichtigen.

3. Veränderungen herbeiführen

Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil in Entscheidungspositionen schneiden im Hinblick auf Umwelt und Nachhaltigkeit tendenziell besser ab. Ich habe festgestellt, dass Unternehmen mit drei oder mehr weiblichen Führungskräften bei bestimmten Umweltkriterien besser abschneiden.

Auch der Anteil der Führungskräfte spielt eine Rolle: Ein höherer Anteil von Frauen in Führungspositionen ist mit einer besseren Umweltleistung verbunden. Dies wird anhand eines Indikators gemessen, der verschiedene Faktoren berücksichtigt: Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt, die Nutzung nicht erneuerbarer Energie, Wasser, Land, Wälder, Mineralien, die Abfallproduktion und die Bemühungen zur Entwicklung neuer Produkte zur Behebung dieser Probleme.

4. Altruistisch sein

Männer und Frauen zeigen tendenziell Unterschiede in ihrer sozialen Orientierung. Wie die amerikanische Soziologin Nancy Chodorow in ihrem 1978 erschienenen Buch „The Reproduction of Mothering: Psychoanalysis and the Sociology of Gender“ darlegte, werden Frauen auf die Rolle der Betreuerin ausgerichtet und daher dazu angehalten, mitfühlender, fürsorglicher, beschützender und kooperativer zu sein als Männer. Experimentelle Forschungen im Jahr 2001 bestätigten, dass Frauen tendenziell altruistischer und sozialer orientiert sind als Männer.

5. Mehr Möglichkeiten haben

Geschlechterrollen und unterschiedliche Chancen können auch eine Rolle bei geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Einstellung zur Umwelt spielen. Die Hypothese der biologischen Verfügbarkeit geht davon aus, dass Frauen weniger Zeit bei der Arbeit und mehr Zeit zu Hause verbringen als Männer. Sie haben daher mehr Möglichkeiten, sich privat umweltfreundlich zu verhalten, beispielsweise beim Recycling und beim Wasserverbrauch (was jedoch nicht bedeutet, dass sie mehr Freizeit haben). Frauen sind auch tendenziell besorgter als Männer über Gesundheits- und Sicherheitsprobleme, was sich in einem höheren Maß an Umweltbedenken widerspiegelt.

6. Mit Vorsicht an Risiken herangehen

Frauen nehmen Risiken anders wahr. Sie neigen dazu, risikoscheuer zu sein als Männer, da sie eher ein sicheres Ergebnis einem unsicheren vorziehen, das mit einer höheren Rendite verbunden ist.

7. Langfristige Perspektive

Wenn es um den Klimawandel geht, bieten Frauen oft neue Perspektiven, kreative Problemlösungsfähigkeiten und einen integrativen Führungsstil. Da der Klimawandel jeden betrifft, profitieren unsere gemeinsamen Bemühungen davon, die unterschiedlichen Arten anzuerkennen, in denen Männer und Frauen ihre Bedenken zu den Problemen äußern und Maßnahmen für die Zukunft vorschlagen. Frauen sind in der Regel geduldiger und bereit, auf eine größere Belohnung in der Zukunft zu warten, und sie kümmern sich um die Folgen ihres Handelns über einen längeren Zeitraum.

In jedem Entscheidungsprozess ist der persönliche Führungsstil ein entscheidender Faktor. Das Geschlecht spielt bei der Gestaltung dieses Stils eine bedeutende Rolle, und der weibliche Führungsstil konzentriert sich tendenziell eher auf langfristige Ziele. Dies kann dazu beitragen, Lösungen voranzutreiben, die die Auswirkungen des Klimawandels abmildern und anpassen.

Mehr Frauen an den Tischen der zukünftigen Klimagipfel zu haben, ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu echten Veränderungen. Jeder von uns kann als Bürger, Wähler, Unternehmer und Entscheidungsträger etwas bewirken, um eine bessere Vertretung und ausgewogenere Entscheidungen für heute und für zukünftige Generationen zu fördern.


Paola Profeta, Dekanin für Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit, Professorin für öffentliche Wirtschaft, Direktorin des Axa Research Lab on Gender Equality, Bocconi-Universität